Seit einer Rezension zum Original war ich voller Vorfreude auf diese Übersetzung. Ein Buch für den kleinen Nerd in uns und noch viel mehr sollte "Die Weltenspieler" sein und tatsächlich war ich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt! Die Geschichte wird aus der Perspektive des 14-jährigen Tom erzählt und der Schreibstil passt nicht nur sehr gut zur Sichtweise, sondern lebt auch von diesem Charakter. In klaren, kurzweiligen Sätzen bekommt man nicht nur ein paar SciFi-Elemente, sondern eine stark technisierte Welt präsentiert. Aber langweilig, zu kompliziert oder - wie ich befürchtet hatte - schlecht durchdacht ist diese mit Nichten, im Gegenteil. Hintergrundwissen wird meist in Kombination mit einem der kleineren und größeren Scherze von Toms Freundeskreis geliefert und das Lesen hat einfach nur Spaß gemacht.Der "Turm des Pentagon" wird von Militärs aller Rangordnungen bewohnt und beherbergt vom einfachen Rekruten bis zur Sozialarbeiterin unzählige Charaktere, von denen im ersten Band aber nur einige näher beleuchtet werden. Das Hauptaugenmerk liegt hier ohnehin auf Tom, der sich in dieser ihm unbekannten Welt samt geregeltem Tagesablauf erst einmal zurechtfinden muss und damit hat der Autor alles richtig gemacht. Der Lausbub mit mehr Rückgrat, als gut für ihn wäre, darf auch immer mal wieder Kind sein und ist in jeder Hinsicht "anders": weder der geborene Held noch der typische Außenseiter und schon gar kein barmherziger Samariter. Dass er das Herz trotzdem am rechten Fleck trägt, bringt ihn zwar oft genug in Schwierigkeiten, katapultiert ihn aber auch ins Herz des Lesers. Ein überraschend sympathischer Charakter, der diese Geschichte lebt, anstatt nur Darsteller zu sein. Auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen und es steckte oft mehr in ihnen, als auf den ersten Blick zu erkennen war.So konnte denn auch die Handlung meine hohen Erwartungen erfüllen. Aber wie soll ich 500 Seiten ohne Durststrecke auf den Punkt bringen? Am besten gar nicht. Wessen Herz bei Worten wie "Virtual Reality Gaming", "Neuronalprozessor" oder "extraterrestrisch" schneller schlägt, der sollte den Sprung einfach wagen und diese Welt samt ihrer komplexen Geschichte selbst entdecken. Aber auch wer angesichts von SciFi keine Purzelbäume schlägt, kann sich getrost an einer Leseprobe versuchen. Denn "Die Weltenspieler" gelingt, woran so viele Bücher scheitern und es hat gleich mehrere Standbeine, die stabil gebaut und gekonnt zusammengeschraubt wurden. Dieses Buch erzählt auch von Freundschaft und Liebe, von Loyalität und der Frage, wie weit man für Macht zu gehen bereit ist. Was als gut erzählte und etwas spacige Internatsgeschichte beginnt, entwickelt sich schnell zu einem kleinen Thriller, bei dem mehr auf dem Spiel steht, als ein Highscore. Denn Worte wie "Virus" und "Hacking" bekommen eine ganz neue Tragweite, wenn ein Computer die Funktionen des eignen Gehirns unterstützt... S.J. Kincaid gelingt es ganz wunderbar, den Plot aus Toms jugendlicher Sichtweise derart spannend zu erzählen und ein Rädchen ins andere greifen zu lassen, dass ich dem Klapptext hier nur zustimmen kann: Dieses Buch kann man nicht zur Seite legen.Fazit::Ein Muss für Fans von Bits und Bytes und der Beweis dafür, dass SciFi nicht nur kleinere und größere PC-Spieler begeistern kann: logisch und lebhaft zugleich, ein einzigartig unterhaltsames Abenteuer!