Während man manche Romane liest, genießt man andere und "Das Teufelsspiel" konnte ich von Anfang an bei Letzteren einreihen. Der Autor ist nicht auf schnelle Unterhaltung aus und das macht seine Geschichte kurzweilig, ohne dabei jemals flach zu werden. Jeffery Deaver schreibt spannend, sehr anschaulich und durchweg mit Falltür und doppeltem Boden. Ich hatte bis zum Ende hin das Gefühl, als würde "mehr" hinter allem stecken, als wäre ich Teil von etwas weit Größerem und Komplexerem, als ich mir das zu diesem Zeitpunkt vorstellen konnte. Man bekommt als Leser viele Details serviert, aber gekonnt gibt der Autor deren Bedeutung nur häppchenweise preis und erzeugt so für meinen Geschmack die perfekte Krimi-Atmosphäre.Die Charaktere waren für mich eine Premiere, während "Das Teufelsspiel" für Lincoln Rhyme, Amelia Sachs und ihr Team schon der sechste Fall ist. Mir haben sich hier bestimmt noch nicht alle zwischenmenschlichen Feinheiten offenbart, aber für das Verständnis der Handlung war das auch nicht nötig. Es hat mir als Freundin von wohldosierten Hintergrundgeschichten einfach sehr viel Spaß gemacht, die Charaktere mit ihren Eigenheiten und Altlasten kennenzulernen. Denn Jeffery Deaver hat wahnsinnig tolle und gut durchdachte Protagonisten geschaffen. Da ist der gelähmte Forensiker Rhyme mit seinem messerscharfen Verstand, der zynischen Zunge und gnadenloser Zielstrebigkeit. Für Emotionen und Taktgefühl ist meist seine Partnerin zuständig, die aber auch eine sehr starke und interessante Persönlichkeit ist. Ich kann es wirklich kaum erwarten, noch mehr über dieses einzigartige Ermittlerteam zu erfahren! Auch die Nebencharaktere überzeugen und vom Streifenpolizist über den Falafel-Verkäufer bis zum Bösewicht darf man personifizierte Psychologie erleben. Habe ich erwähnt, dass ich begeistert bin?Die Handlung lässt sich mit einem lauten, euphorischen "Wow!" beschreiben. Das Ganze beginnt für einen Kriminalroman nicht ungewöhnlich: eine versuchte Vergewaltigung, ein unbekannter Täter und die mehr oder weniger zufällige Einschaltung des Ermittler-Dream-Teams. Aber was der Leser von Anfang an erahnen kann, bestätigt sich dann auch schnell und das Verbrechen der Kategorie "Alltäglich" entpuppt sich als Bestandteil eines hoch komplex konstruierten Puzzles! Die Motive spielen "Bäumchen, Bäumchen wechsel Dich" und es war für mich größtenteils unmöglich, richtige Rückschlüsse zu ziehen. Der Autor kombiniert die Sichtweisen von Ermittlern, Bösewicht und Charakteren, die man nicht recht einzuordnen weiß und erzeugt damit einen unbeschreiblichen Lesesog. Bis zum Schluss reiht sich eine Überraschung an die nächste Wende und die für mich ungewohnte forensische Beweisführung war dann noch die Cocktailkirsche auf dem Sahnehäubchen eines fantastischen Krimi-Desserts.Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:Überzeugt von Anfang an durch Protagonisten mit Substanz, Witz und Scharfsinn. Spannende Krimi-Kost auf hohem Niveau mit zahlreichen Überraschungen!