RezensionWer mich kennt, der weiß, dass das weiß Gott nur selten der Fall ist- aber ich bin sprachlos. Oder zumindest so nahe daran, wie schon lange nicht mehr. Ich weiß im Nachhinein eigentlich gar nicht mehr, was genau ich von diesem Buch erwartet hatte. Eine Liebesgeschichte? Ein bisschen Drama, Spannung und Action bis zum großen Küss-mich-Finale mit Feuerwerk im Hintergrund? Vielleicht. Auf alle Fälle nichts, was dem Ganzen auch nur annähernd gerecht geworden wäre.Frau Collins hat hier für Katniss, aus deren Sicht wir die Geschichte verfolgen, die Rolle der Ich-Erzählerin gewählt. Und wo andere Autoren mit dieser Stragie meine anfängliche Begeisterung oft recht schnell erfolgreich versenkt haben, da gelingt ihr hier das genaue Gegenteil. Sie hat mich schlichtweg verzaubert . Dabei ist an dem jungen Mädchen, das aus einem der ärmsten der zwölf Distrikte stammt, auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches für eine weibliche Hauptrolle: Hübsch und begehrt (was sie natürlich, wie könnte es anders sein, bestreitet), stark und mit dem Bogen so tödlich, wie nur möglich und dabei das Herz am richtigen Fleck. Soweit, so unspektakulär. Aber Katniss ist so viel mehr, als die Mary Sue von nebenan! Sie ist - mit einem Wort - echt. In jedem ihrer Gedanken und Beschreibungen spürt man als Leser die Person dahinter und die ist, geprägt durch ihr hartes Leben, so ungewöhnlich, wie interessant. Und hat mit ihrer Sichtweise meinem üblichen "Couch-Blickwinkel" von Anfang an keine Chance gelassen.Dass ich dieses Buch nicht einfach nur gelesen habe, wie man eben das ein oder andere Buch liest, das lag sicherlich auch am Stil der Autorin. Denn Frau Collins schreibt nicht, sie erschafft. Ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken könnte. Viele schreiben spannend, fesselnd und mitreißen und all das tut sie auch. Aber darüber hinaus benötigt sie erstaunlich wenig Worte um unglaublich viel Gefühl und Atmosphäre zu vermitteln. Ich habe gelacht und gezittert, hatte Gänsehaut an den Armen und Tränen in den Augen. Ich war einsam und glücklich, verzweifelt und entschlossen und wütend und noch vieles mehr, das sich nur schwer in Worte fassen lässt.Lange Rede, kurzer Sinn: ich war in der Geschichte- uneingeschränkt. Und die hatte es in sich. Das war nicht die nette, kleine Liebesgeschichte in zart-rosa Plüsch für zwischendurch. Die Autorin hat eine sehr interessante Zukunftsvision gezeichnet: eine Welt, in der das einzelne Menschenleben durchaus etwas wert sein kann- wenn du im richtigen Distrikt geboren wurdest und dich an die Regeln hältst. Beides war bei Katniss nicht der Fall und so musste ich als Leser zusehen, wie sie und die anderen Tribute zum Spielball einer sensationssüchtigen Gesellschaft wurden. Vom Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar nicht viel verraten, da er auch von den vielen teils sehr überraschenden Wendungen lebt. Suzanne Collins zieht hier alle Register: von schön bis traurig, von ruhig bis packend und darüber hinaus ist alles geboten. Und auch wenn ich mit einem ähnlichen Ende gerechnet habe, so hätte es (von einer völlig unnötigen Szene zum Schluss hin abgesehen) eigentlich kein passenderes geben können.FazitWie fasst man die pure Begeisterung in Worte, ohne aufgesetzt zu wirken? Wie wird man einem Buch gerecht, das einen so völlig in seinen Bann gezogen hat? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht genügt es zu sagen, dass ich trotz Buchkaufverbots ca. 10 Minuten nach Beenden von Band eins die ersten Gebote auf Ebay für die Folgebände abgegeben habe .