Der Einstieg ins Buch fiel mir sehr leicht. Das lag zum einen an einer schön gruselig-schwarzhumorigen Anfangsszene und zum anderen am Schreibstil der Autorin, der mir durchgängig sehr gut gefallen hat. Kendare Blake schreibt nicht nur flüssig und spannend, ihre Hauptfigur Cas bringt auch jede Menge Witz mit sich. Außerdem schreibt sie wirklich sehr anschaulich und ist dabei oft nicht gerade zimperlich in ihren Beschreibungen. Für mich war das passend zu Halloween ganz großes Kopfkino und die ideale Mischung aus Gänsehaut und ein bisschen Ekelfaktor. Damit ist dann auch die Bühne bereitet für eine, wie ich finde, sehr ungewöhnliche Handlung. Allein schon mit der Wahl eines männlichen Hauptcharakters stellt sich Kendare Blake dem aktuellen Trend entgegen. Eine gute Entscheidung, denn aus der Sicht von Cas Lowood zu lesen ist erfrischend anders. Der frühe Tod seines Vaters und das Leben, das er seither führt, haben ihn merklich geprägt. Er wirkt reif, selbstsicher und im Gegensatz zum gängigen umwerfend gut aussehenden, aber distanzierten Außenseiter fällt es Cas nicht schwer, Kontakte zu knüpfen. Er könnte einfach irgendein Junge sein- wären für ihn Menschen nicht Mittel zum Zweck, um den nächsten Geist aufzuspüren und nach getaner Arbeit weiterzureisen. Soweit auch der Plan beim lokalen Geist "Anna Dressed in Blood", die für ihn die letzte Übung sein soll, bevor er sich der Rache für seinen Vater widmen will. Doch nach Plan läuft hier wenig: Anna bringt ihn mit ihrer ungeheuren Stärke schnell an seine Grenzen und als wäre das noch nicht genug, mischen sich auch noch Rivalen und potentielle Freunde in sein Leben ein. So ist es mit dem abgebrühten "Track, Hunt, Kill." spätestens dann vorbei, als die sonst erbarmungslos mörderische Anna sein Leben wieder und wieder verschont und ihn auch noch ein Schatten aus seiner Vergangenheit einzuholen droht. Oder um es auf den Punkt zu bringen: dieses Buch ist alles Andere, als 0815-Ghostbuster-Lektüre. Vielmehr beweist es, dass man jugendliche Protagonisten und Urban Fantasy auch ohne seitenweise fluffige Romantik verbinden kann. Eine Liebesgeschichte gibt es zwar auch, aber die fügt sich eher leise ein und macht den Roman nicht aus. Das übernehmen Charaktere und Handlung problemlos allein, allen voran der faszinierende Geist Anna. So sympathisch mir Cas auch war, ist sie (neben der geisterschnüffelnden Katze) meine persönliche Heldin der Geschichte. Man weiß lange nicht, woran man bei ihr ist und selbst als das Geheimnis um ihre scheinbar grenzenlose Kraft und Wut geklärt ist, wird sie nicht zum Schoßhündchen-Charakter. Was ich damit meine, solltet ihr selbst herausfinden. Alles in allem also hat mich diese Geistergeschichte bestens unterhalten! Eine spannende Geschichte, tolle und ungewöhnliche Charaktere und nicht zuletzt Urban Fantasy, wie ich mir das vorstelle. Weniger kuschelig-fluffelige Teenie-Romanze und dafür umso mehr blutig-schaurige Geisterjagd, herrlich! An manchen (wenigen) Stellen hätte ich mir zwar etwas mehr Tiefgang gewünscht und an anderen (noch wenigeren) fand ich das Verhalten von Nebencharakteren nicht ganz nachvollziehbar. Außerdem blieb eine bestimmte Frage unbeantwortet, aber all das hat dem Lesespaß letztendlich keinen Abbruch getan.Fazit:Nichts für Fans der ganz großen Gefühle. Aber wer eine spannende, witzige und auch gerne mal blutige Geistergeschichte zu schätzen weiß, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Aber schließt besser den Keller ab und schaltet das Licht ein.